Freitag, 15. Juli 2016

Ich lächle keine Menschen an, denen ich beim Verkosten toter Tiere zusehe



Ich lächle nicht.

Und das ist einfach und unkompliziert.

Ich lächle keine Menschen an, denen ich beim Verkosten toter Tiere zusehe.
Ich habe nie dazu lächeln können.

Ich spreche aus, was ich denke und weiß.
Ich zerstöre damit keinen lauen Dunst einer Atmosphäre, die in Wirklichkeit mit Gewürzen und Bratpfannen über die Wahrheiten hinwegtäuschen will. 
Es gibt keine tieferreichenden zwischenmenschlichen Konstrukte zu destabilisieren, denn sie sind bereits instabil, wenn von den einen die Wahrheiten konsequent verschwiegen und von den anderen dieselben Wahrheiten lächelnd umgangen werden.
Eine  Gruppendynamik im Gleichgewicht existiert demzufolge nicht.

Also zwänge ich mich in kein Lächeln hinein. Meine Empathie zu den ehemals lebenden Wesen, die nun zerstückelt auf verschiedenen Tellern verteilt sind, schalte ich nicht aus.

Ich verstehe die erwünschte Atmosphäre.
Sie soll behaglich und zufrieden sein, und sie soll verschweigen was jenen geschehen ist, die auf den Teller liegen.
Ich teile diese Ansicht nicht.
Die Atmosphäre ist durchschwängert von Gleichgültigkeit und von Überheblichkeit. Sie wissen was sie tun. Und sie wissen auch was sie unterlassen. Mitgefühl und Solidarität.

Ich weiß, wo ich mich emotional aufhalte.
Jederzeit.
Bei den bereits verhallten Todesschreien der Tiere, die der unbeschreiblich grausamen Gewaltindustrie chancenlos zum Opfer fielen.

Es liegt keine Freude in der Luft. Es schwebt das Leid im Raum. Millionenfach.

Ich lächele keine Menschen an, denen ich beim Verkosten toter Tiere zusehe.
Ich habe nie dazu lächeln können.

Bei gemeinsamem Essen, sofern ich einem solchen beiwohne/ beiwohnen muss,  bin ich - ich selbst. Ich kann aussprechen, was ich denke, ich kann zeigen, was ich fühle, ich finde Humor zu unpassend, um mitlachen zu können.

Ich bin präsent, genieße meine Tierlied-freie Mahlzeit.
Mein Kopf ist an.
Immer.
Jederzeit.

Es ist einfach, weil ich nicht akzeptieren werde, was sie gleichgültig geschehen lassen. Ich dulde nur diesen Moment, wenn ich ihn nicht verhindern kann. Das ist mein stabiles Gleichgewicht.

Ich weiß, dass dies für immer so  bleiben wird,  dass mein Gemüt meines zukünftigen Ichs immer auf der Seite der Schwächsten steht, dort fest verankert ist und oberste Priorität innehat, so wie das Leben der Opfer für sie selbst oberste Priorität besitzt.
Das ist der geradlinigste und respektvollste Weg, diese unumstößlichen Tatsachen nicht schweigend im Raum stehen zu lassen.

Wenn ein totes Tier mit „Das habe ich mit Liebe zubereitet“ kommentiert wird, werde ich, wie stets, meine Gedanken dazu aussprechen.

Ich werde erklären,

·         dass es nicht möglich ist, ein Tierkind „mit Liebe“ von seiner Mutter zu trennen.
·         Dass es ungeheuerlich ist, zu behaupten, Tiere völlig zu entrechten, sie in Gefangenschaft zu zwingen, ihnen alle grundlegenden Bedürfnisse auf Selbstbestimmung und Leidvermeidung zu nehmen und dies eine „liebevolle Handlung“ zu nennen.
·         Dass dieser mindestens 3 Tage alte Leichnam eines Tierkindes, weder „in Liebe“ versorgt noch „in Liebe“ zum Schlachthof gefahren wurde.
·         Und auch, dass kein Henker ihm „in Liebe“ das Leben nahm.

Dieses Teil eines Tierkindes schwamm also in einem Suppentopf, der „mit Liebe“ zubereitet wurde.

Tatsächlich wurde es mit Herzenskälte, Gleichgültigkeit und Gedankenlosigkeit gegart.

Nichts kann dem fühlenden Lebewesen das Wertvollste was es besessen hat zurückgeben.
Sein Leben.

In diesem Topf schwimmt nichts als der Tod.
Ein Stück sinnloser Tod.
Für 5 Minuten gedankenlose Mahlzeit.
Das ist keine Liebe.
Weder in seiner Gesamtheit, noch im Detail.

Es ist Ausdruck einer verrohten Gesellschaft, es ist die Handlung eines Menschen, der kein Bewusstsein für seine Haltung im Alltagsleben hat. Gekauft und zubereitet wurde unglaubliches Leid.

Dazu lächle ich nicht.
Ich habe nie dazu lächeln können.

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