Dienstag, 12. April 2016

vegane Landwirtschaft in Sachsen ;-)

Daniel Hausmann dürfte der erste Landwirt in Sachsen sein, der auf bio-veganen Landbau setzt.

Der 25-Jährige bewirtschaftet den Hof vegan. Es werden keinerlei tierische Produkte wie Mist sowie Hornmehl- oder Haarpellets als Dünger eingesetzt. Als Bio-Betrieb bringt Hausmann natürlich auch keine chemisch-synthetischen Dünge- und Pflanzenschutzmittel auf die Felder.

Das Biologisch-vegane Netzwerk (BVN) verzeichnet bislang sieben Betriebe in Deutschland. Angesichts von bundesweit 24.300 Öko-Bauernhöfen ist das kaum der Rede wert. Doch BVN-Mann Daniel Mettke ist überzeugt, dass die Zahl steigen wird. "Vegane Erzeugnisse ab Feld haben noch einmal eine andere Qualität, die vor allem bei Leuten ankommt, die sich aus ethischen Gründen vegan ernähren."

Ursprünglich wollte er nach dem Studium wieder Kühe anschaffen. "Ich bin ja damit groß geworden." Doch es kam anders.

In Eberswalde begann er, sich mehr und mehr mit Tierethik und Veganismus zu beschäftigen. Anfangs kaufte er nur Tierisches aus Bio-Erzeugung, später verzichtete er ganz darauf. Das sei an der Hochschule auch kein Problem gewesen: "In der Mensa gibt es immer ein veganes Gericht", sagt er.
Danach war klar, dass er die neue Lebenseinstellung zu Hause in Einklang mit der Hofbewirtschaftung bringen musste. "Man baut ja auch zu den Kühen eine Beziehung auf. Man kümmert sich das ganze Jahr um sie. Und dann soll man die Tiere zum Schlachthof schicken? Einfach so?" Das könne er heute nicht mehr.

Hausmann ist guten Mutes. 2016 will er richtig loslegen. Auf einem halben Hektar wird er Gemüse anbauen. Teils unter Folie, teils auf dem Feld. Schon heute verkauft er das einmal pro Woche in Chemnitz. Künftig wird er noch Gemüsekisten nach Leipzig liefern. Daneben will er diverse Getreidearten anbauen sowie Hülsenfrüchte und Kleegras. Letztere zwei sind wichtig für die Bodenfruchtbarkeit.
Denn das ist die Herausforderung für Veganer: Wie düngt man auf pflanzlicher Basis, bringt man Stickstoff, Phosphor und Kalium in den Boden? "Es gibt Höfe, die arbeiten schon seit über 30 Jahren vegan. Das zeigt, dass es möglich ist", sagt Hausmann.

Er hat sich in seiner Bachelorarbeit mit dem Thema beschäftigt und untersucht, wie sich Kleegras, das viel Stickstoff bindet, als Biomasse verwerten lässt. Am besten sei es, so lautet sein Ergebnis, wenn man das Kleegras in die Biogasanlage steckt oder es schneidet und auf andere Flächen aufträgt. Um Phosphor und Kalium in den Boden zurückzuführen, setzt Hausmann auf Kompost, den er aus Grünlandschnitten gewinnen wird. Ein weiteres Mittel ist für ihn Ackerbohnenschrot, den er zukaufen will.

Wolfgang Heer vom Lehrstuhl für Pflanzenernährung an der TU München ist sich dessen sicher. "Das geht schon", sagt er. Der Weg sei jedoch aufwendiger. Denn der Bauer müsse auf anderem Weg erledigen, was Kuh und Schwein mit ihrem Verdauungssystem schaffen: Die Nährstoffe müssen aufgeschlossen werden, damit sie vom Boden aufgenommen werden können. Das könne auch eine Biogasanlage übernehmen. Denn der Pansen einer Kuh sei letztlich nichts anderes.

Gegen die "Mitarbeit" von Wildtieren auf dem Feld haben Vegan-Bauern wie Hausmann übrigens nichts einzuwenden, im Gegenteil. Wildtiere sind für sie Basis eines lebendigen Bodens. Sie helfen, dass sich das Ökosystem selbst reguliert. "Man muss Refugien für sie schaffen", sagt Hausmann. Er hat bereits einiges getan. Neben einem Feld hat er etwa Erlen gepflanzt. Hintergedanke: Die Erle ist das Ziel der Erlen-Blattlaus. Die wiederum zieht Marienkäfer an, die sich von Läusen ernähren. Falls eine Feldkultur dann von Läusen befallen werden sollte, seien die Marienkäfer zur Stelle.

 http://www.freiepresse.de/NACHRICHTEN/TOP-THEMA/Sachsens-erster-veganer-Landwirt-artikel9459552.php

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