Armin Rohm interessiert sich für kollektive gesellschaftliche Überzeugungen und ihre Entstehung. Mit seinen Beiträgen möchte er zum „Selbstdenken“ ermutigen.:
„Vor einiger Zeit
vertrat ich in einem
Artikel im Volksverpetzer die Auffassung, dass Essen immer dann nicht als
Privatsache betrachtet werden sollte, wenn dafür unschuldige, leidensfähige
Mitgeschöpfe gequält und getötet werden.
Unser Recht auf
Selbstbestimmung stößt immer dort an Grenzen, wo es mit dem Recht auf Leben der
anderen kollidiert.
Fleischesser
kommentieren diese Sichtweise meist mit Empörung: “Ich lasse mir doch nicht
vorschreiben, was ich essen soll!”
Das ist eine
bemerkenswerte Reaktion, denn sie zeugt von einer reichlich verzerrten
Selbstwahrnehmung.
Die traurige Wahrheit
ist, dass sich die meisten Menschen Zeit ihres Lebens vorschreiben lassen, was
sie essen sollen, und zwar ganz besonders diejenigen, die das vehement
bestreiten.
Die ‚kulinarische
Indoktrination‘ ist allgegenwärtig und beginnt schon im Babyalter, lange bevor
wir überhaupt sprechen können. Wir sind kaum abgestillt, da füttern uns unsere
Eltern erstmals mit pürierten Tierleichenteilen. Durchaus in liebevoller
Absicht, aber keineswegs weil wir das wollen. Wenn wir lernen, unsere Nahrung
ohne fremde Hilfe einzunehmen, essen wir weiterhin vor allem, was wir sollen.
Die Eltern definieren, was für uns gut ist. Gegessen wird, was auf den Tisch
kommt. Von Selbstbestimmung keine Spur…“
…
„Wenn wir sprechen
gelernt haben und beginnen, neugierige Fragen zu stellen, wenn wir wissen
wollen, was wir da Tag für Tag eigentlich essen und woher dieses Essen kommt,
geschieht etwas Seltsames.
Unsere Eltern könnten
uns ganz einfach die Wahrheit sagen und uns weitgehend die Entscheidung
überlassen, wie wir mit damit umgehen. Sie könnten uns aufklären und
respektieren, wenn wir im Angesicht der Tatsachen künftig manche ‚Produkte‘
lieber nicht mehr essen wollen.
Genau das tun sie aber
oft nicht, vor allem dann nicht, wenn es um Produkte tierlicher Herkunft geht.
Fragen wir, woher ein
Apfel kommt, wo Karotten wachsen, wie sie geerntet werden oder wie Nudeln
produziert werden, bekommen wir meist ehrliche Antworten.
Fragen wir aber, wie
z.B. ein Hot Dog hergestellt wird, belügen uns unsere Eltern hemmungslos.
Sie erzählen uns vielleicht, die Wurst komme
vom freundlichen Metzger von nebenan. Er stellt sie ‚irgendwie‘ her, das ist
sein Beruf.
Wenn wir hartnäckig weiter
fragen, räumen sie kleinlaut ein, dass Fleisch und Wurst schon etwas mit toten
Tieren zu tun haben. Diese Tiere sind aber speziell dafür da, um von uns
gegessen zu werden. Sie haben ein beneidenswert schönes Leben und müssen
niemals leiden. Was das Beste ist: Sie sind regelrecht glücklich, uns als Nahrung
zu dienen. Nichts könnte für sie schöner sein.
Wenn wir das partout
nicht glauben wollen, zeigen uns unsere Eltern zum Beweis ihrer Aufrichtigkeit
vielleicht noch ein ‚Aufklärungsvideo‘. (Im „Transparenz-Tagebuch“
verrät uns beispielsweise Lily Schwein, wie es in der modernen Schweinehaltung
zugeht. Einfach paradiesisch. )
Niemand erzählt uns:
Hot Dogs werden aus
getöteten Schweinen gemacht.
Wir mästen sie
massenhaft in Ställen, wo sie oft ohne Tageslicht ihr kurzes Leben lang auf
engsten Raum zusammen mit anderen Schweinen in ihrer eigenen Scheiße stehen.
Wir geben ihnen Soja,
Wachstumshormone, Medikamente und zermahlene Kadaver ihrer Artgenossen zu fressen.
Wenn sie fett genug
ist sind, pferchen wir zu Dutzenden in einen Transporter und fahren sie bei
Wind und Wetter über hunderte von Kilometern zum Schlachthof.
Dort schlitzen wir
ihnen kopfüberhängend die Kehle auf, lassen sie ausbluten und teilen sie dann
in Stücke.
Aus den Leichenteilen
stellen wir dann die Brühwurst für den Hotdog her.
Dazu pürieren wir so
ziemlich alle Bestandteile (Ohren, Zunge, Innereien, Schwanz, …) zu einer
geschmacklosen Pampe, die wir kräftig würzen und anschließend in Därme pressen.“
…
"Wir merken früh, dass
unsere Fragen nicht wirklich erwünscht sind.
Wir vermeiden Ärger,
indem wir eben das essen, was von uns erwartet wird.
In dieser Phase
unseres Lebens verlernen wir unsere angeborene bedingungslose Empathie
gegenüber allen leidensfähigen Lebewesen und empfinden künftig nur noch selektiv
Mitgefühl für bestimmte Tiere, die es nach Auskunft unserer Eltern ‚wert‘ sind,
dass wir uns um sie sorgen.
Gleichzeitig
akzeptieren wir, dass es völlig in Ordnung ist, andere Tiere einzusperren, zu
quälen, zu töten und ohne Schuldgefühle zu verzehren. Diese ‚Erkenntnisse‘
bestimmen maßgeblich unser künftiges Ernährungsverhalten. Sie steuern, worüber
wir uns informieren und was wir lieber nicht so genau wissen wollen.
Wir haben also
gelernt, nicht das zu essen, was wir wollen, sondern, was wir im Sinne des
gesellschaftlichen Mainstream wollen sollen.
Wenn wir uns diese
Programmierung eingestehen, können wir beginnen, für uns selbst zu denken.
Wir können anzweifeln,
was man uns zu glauben gelehrt hat und uns die Informationen beschaffen, die
uns immer verschwiegen wurden. Wir können unsere bisherigen Ansichten kritisch
hinterfragen, Denkfehler, Irrtümer und Widersprüche bemerken.
Wenn wir das
‚karnistische Tabu‘ brechen und uns der Frage stellen, wen wir essen, erkennen
wir, dass es Lebewesen und keine Lebensmittel sind, die auf unseren Tellern
landen. Geschöpfe, die wie wir den Wunsch und das Recht haben, zu leben.
Spätestens, wenn wir die die Bilder des Grauens aus den Ställen und
Schlachthöfen an uns heranlassen, wird unser Herz sich öffnen und das
bedingungslose Mitgefühl unserer Kindheit zurückkehren. Erst dann werden wir
bewusste Entscheidungen treffen und fortan tatsächlich essen, was wir wollen.“
Der vollständige Artikel ist hier zu lesen:
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