Daniel Hausmann dürfte der erste Landwirt in Sachsen sein, der auf bio-veganen Landbau setzt.
Der 25-Jährige bewirtschaftet den Hof vegan. Es werden keinerlei tierische
Produkte wie Mist sowie Hornmehl- oder Haarpellets als Dünger
eingesetzt. Als Bio-Betrieb bringt Hausmann natürlich auch keine
chemisch-synthetischen Dünge- und Pflanzenschutzmittel auf die Felder.
Das Biologisch-vegane Netzwerk (BVN) verzeichnet bislang sieben Betriebe
in Deutschland. Angesichts von bundesweit 24.300 Öko-Bauernhöfen ist
das kaum der Rede wert. Doch BVN-Mann Daniel Mettke ist überzeugt, dass
die Zahl steigen wird. "Vegane Erzeugnisse ab Feld haben noch einmal
eine andere Qualität, die vor allem bei Leuten ankommt, die sich aus
ethischen Gründen vegan ernähren."
Ursprünglich wollte er nach dem Studium wieder Kühe anschaffen. "Ich
bin ja damit groß geworden." Doch es kam anders.
In Eberswalde begann
er, sich mehr und mehr mit Tierethik und Veganismus zu beschäftigen.
Anfangs kaufte er nur Tierisches aus Bio-Erzeugung, später verzichtete
er ganz darauf. Das sei an der Hochschule auch kein Problem gewesen: "In
der Mensa gibt es immer ein veganes Gericht", sagt er.
Danach war klar, dass er die neue Lebenseinstellung zu Hause in
Einklang mit der Hofbewirtschaftung bringen musste. "Man baut ja auch zu
den Kühen eine Beziehung auf. Man kümmert sich das ganze Jahr um sie.
Und dann soll man die Tiere zum Schlachthof schicken? Einfach so?" Das
könne er heute nicht mehr.
Hausmann ist guten Mutes. 2016 will er richtig loslegen. Auf einem
halben Hektar wird er Gemüse anbauen. Teils unter Folie, teils auf dem
Feld. Schon heute verkauft er das einmal pro Woche in Chemnitz. Künftig
wird er noch Gemüsekisten nach Leipzig liefern. Daneben will er diverse
Getreidearten anbauen sowie Hülsenfrüchte und Kleegras. Letztere zwei
sind wichtig für die Bodenfruchtbarkeit.
Denn das ist die
Herausforderung für Veganer: Wie düngt man auf pflanzlicher Basis,
bringt man Stickstoff, Phosphor und Kalium in den Boden? "Es gibt Höfe,
die arbeiten schon seit über 30 Jahren vegan. Das zeigt, dass es möglich
ist", sagt Hausmann.
Er hat sich in seiner Bachelorarbeit mit dem Thema
beschäftigt und untersucht, wie sich Kleegras, das viel Stickstoff
bindet, als Biomasse verwerten lässt. Am besten sei es, so lautet sein
Ergebnis, wenn man das Kleegras in die Biogasanlage steckt oder es
schneidet und auf andere Flächen aufträgt. Um Phosphor und Kalium in den
Boden zurückzuführen, setzt Hausmann auf Kompost, den er aus
Grünlandschnitten gewinnen wird. Ein weiteres Mittel ist für ihn
Ackerbohnenschrot, den er zukaufen will.
Wolfgang Heer vom Lehrstuhl für Pflanzenernährung an der TU München ist
sich dessen sicher. "Das geht schon", sagt er. Der Weg sei jedoch
aufwendiger. Denn der Bauer müsse auf anderem Weg erledigen, was Kuh und
Schwein mit ihrem Verdauungssystem schaffen: Die Nährstoffe müssen
aufgeschlossen werden, damit sie vom Boden aufgenommen werden können.
Das könne auch eine Biogasanlage übernehmen. Denn der Pansen einer Kuh
sei letztlich nichts anderes.
Gegen die "Mitarbeit" von Wildtieren auf
dem Feld haben Vegan-Bauern wie Hausmann übrigens nichts einzuwenden, im
Gegenteil. Wildtiere sind für sie Basis eines lebendigen Bodens. Sie
helfen, dass sich das Ökosystem selbst reguliert. "Man muss Refugien für
sie schaffen", sagt Hausmann. Er hat bereits einiges getan. Neben einem
Feld hat er etwa Erlen gepflanzt. Hintergedanke: Die Erle ist das Ziel
der Erlen-Blattlaus. Die wiederum zieht Marienkäfer an, die sich von
Läusen ernähren. Falls eine Feldkultur dann von Läusen befallen werden
sollte, seien die Marienkäfer zur Stelle.
http://www.freiepresse.de/NACHRICHTEN/TOP-THEMA/Sachsens-erster-veganer-Landwirt-artikel9459552.php
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